Wenn Bauern mit würdigen Bärten, Klosterfrauen, junge Leute auf ihrer Hochzeitsreise oder Künstler die grosse Welt über Nidwalden hinaus entdecken wollten, lösten sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts drei Billette. Eines für die Stansstad–Engelberg-Bahn (StEB), eines für das Schiff von Stansstad nach Hergiswil und eines ab Hergiswil für die SBB. Solche Erschwernisse änderten sich nur langsam. Die zunehmende Nutzung des Transportmittels Auto beeinträchtigte das Wachstum der Bahn ab den 50er-Jahren. Hinzu kam eine harte Auseinandersetzung mit Geldgebern der Bahn. Diese forderten die Rückzahlung der Obligationenschuld, was für die Bahn nicht möglich war. Die Regierungen von Nid- und Obwalden prüften die Lage, standen der Bahn beratend zur Seite, sahen sich aber ausserstande, die Finanzlast von 1,6 Mio. Franken zu übernehmen. Somit verfügte das Bundesgericht Anfang 1957 die Zwangsliquidation der Bahngesellschaft. Durch eine im Hintergrund vorbereitete und zügig abgewickelte Rettungsaktion gelang es dem damaligen Verwalter der Ersparniskasse Nidwalden (EKN), Hermann Villiger, die Obligationenmehrheit zu einem günstigen, nämlich halben Preis zu erwerben und dem Kanton Nidwalden weiterzugeben. Damit war der Weg für eine erfolgreiche Entwicklung geebnet.

Überholt im Zeitalter des Düsenflugzeugs

Eine bessere Zukunft schien zu Beginn der 60er-Jahre anzubrechen. Doch unerwartet regte sich einmal mehr Widerstand betreffend Finanzhilfe des Bundes zum Ausbau der Verkehrswege. Dieser kam vor allem von der Bundesverwaltung und richtete sich gegen den Bundesbeitrag von 14,66 Mio. Franken. Sogar Bundespräsident Hans Streuli betonte, es sei «im Zeitalter des Düsenflugzeugs ein Anachronismus, dieses Bahnunternehmen zu modernisieren». Grosse Teile des Schweizer Blätterwaldes folgten dieser Argumentation. Die politischen Sprecher von Nid- und Obwalden setzten sich ein, Verzerrungen zu klären und Missverständnisse auszuräumen, vor allem aber den volkswirtschaftlichen Nutzen ins richtige Licht zu rücken. Die Kontroverse entpuppte sich schliesslich als Sturm im Wasserglas. Die eidgenössischen Räte stimmten der Investition fast einstimmig zu. Die beiden Kantone konnten aufatmen.

Direkte Verbindung Luzern–Stans–Engelberg

Die Luzern–Stans–Engelberg-Bahn (LSE) nahm am 19. Dezember 1964 den fahrplanmässigen Betrieb von Luzern nach Stans und Engelberg auf. Die neue Verbindung wurde von Anfang an rege genutzt und kam vor allem an schönen Tagen oft an ihre Kapazitätsgrenzen. Weitsichtige Politiker und eine aufgeschlossene Bevölkerung, welche die begrenzte Transportleistung erfuhr, zeigten sich offen für einen weiteren Ausbau der Bahn und stimmten den jeweiligen erforderlichen finanziellen Mitteln zu.

Das Tor zur Welt – die Achereggbrücke, gebaut für Strasse und Schiene – hat sich in den letzten 60 Jahren bewährt. Heute fahren täglich 130 Züge der Zentralbahn über die Brücke und bringen Gäste von nah und fern hin und weg.

Interview mit Armin Villiger

Wir haben Armin Villiger, den Sohn des damaligen Verwalters der EKN, getroffen und sind mit ihm gedanklich in die 50er-Jahre gereist. Sein Fachhintergrund ist Betriebs- und Volkswirtschaft.

Warum wurde ein Busbetrieb im Engelbergertal in Betracht gezogen?

Es gab Kreise, die skeptisch waren und sich besorgt zeigten über die grossen Investitionen für den Anschluss nach Hergiswil via Achereggbrücke und Loppertunnel sowie für die technische Erneuerung der Bahn. In der Schweizer Presse tauchten vereinzelt Begriffe wie «kostspielige Bähnliromantik» auf.

Warum glaubte Ihr Vater und die von ihm geführte EKN an den Bahnbetrieb?

Er war felsenfest von der Wichtigkeit einer Bahn für die Entwicklung des Engelbergertals überzeugt. Als gemeinnützige Bankgenossenschaft befasste sich die EKN laufend mit der Entfaltung des Gewerbes und der Förderung der Schulen. Durch den Anschluss an die damalige Brüniglinie und den Bahnknotenpunkt Luzern erhoffte man sich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Als mein Vater die Chance für eine Rettung erkannte, begann er darüber im wahrsten Sinne des Wortes zu brüten. Er war in dieser Zeit schwer ansprechbar. Den Grund erfuhr man erst nach der Aktion.

Wie erlebten Sie später persönlich die Entwicklung der damaligen Stans–Luzern–Engelberg-Bahn?

Sehr positiv. Ich war schon in der Ära der StEB ein fleissiger und zufriedener Bahnbenutzer. Der Anschluss nach Luzern bedeutete für mich und meine Umgebung einen willkommenen Fortschritt in Mobilität und Zeitersparnis, besonders auch dank Wegfall des Umsteigens in Hergiswil von Postauto zu Bahn.

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