Mitten im Wald wurde das Steinhaus gebaut, ein Bahnhof mit einem Bahnhofbuffet. Dieses Gebäude wird der Spekulationsbau genannt, weil es gebaut wurde, bevor die Streckenführung bekannt war.

Grimsel oder Gotthard?

Die grosse Frage Mitte des 19. Jahrhunderts war, ob die Nord-Süd-Verbindung durch die Grimsel oder den Gotthard gebaut werden sollte. Unzählige Varianten wurden diskutiert, auch andere Streckenführungen kamen ins Spiel.

Beim Projekt durch die Grimsel waren die Gleise weit entfernt von Meiringen geplant. Von Lungern führte die Strecke durch einen Scheiteltunnel des Brünigpasses, weiter entlang des Haslibergs Richtung Nessental und retour auf der anderen Talseite um den Pfaffenkopf nach Guttannen und zum Nordportal des Grimseltunnels an der Handegg. Das Südportal dachte man in Oberwald an, die weiteren Gleise wollte man durchs Gerental ins Bedrettotal nach Airolo legen, wo es in etwa weiter gegangen wäre wie bei der heutigen Gotthardstrecke.

Das Projekt wurde neben der Meiringer Bevölkerung vorbeigeplant. Denn diese war aufgrund der Streckenführung nicht angebunden, auch war das Säumerwesen über die Grimsel durch den Einzug von dampfenden Maschinen im Haslital bedroht.

Die kantonale Volksabstimmung im April 1870, als es um die Genehmigung der Subvention von einer Million Franken an das Gotthardunternehmen ging, zeigte, dass eine andere Linienführung gewünscht würde. Schlussendlich gewann für die Nord-Süd-Achse die Gotthardstrecke das Wettrennen. Das Oberland – so die damaligen Touristiker – sah sich im Abseits. Verschiedene Persönlichkeiten aus der Region «nahmen das Heft in die Hand» und forderten eine Brünigbahn. Mit der Erfindung eines Zahnstangensystems durch Niklaus Riggenbach konnte eine Bahn mit grosser Steigung über den Brünigpass ohne Scheiteltunnel geführt werden. Im Sommer 1888 wurde der Abschnitt von Brienz bis Alpnachstad eröffnet, ein Jahr später folgte die Anbindung an den Tourismusmagneten Luzern. Der Weg für Einnahmen aus dem Tourismus war somit auch im Haslital geebnet. Euphorisch wurden Gäste aus dem In- und Ausland erwartet.

Die Weiterführung der Erfolgsgeschichte ist bekannt. Die Bahn bringt auch heute viele Interessierte über den Brünig, jedoch vorbei am bereits gebauten Bahnhof mit Bahnhofbuffet, welcher jetzt noch inmitten einer urtümlichen Landschaft steht.

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